Was würde passieren, wenn wir eine jüngere und makellose Version unseres Selbst aus uns selbst erschaffen könnten? Dieses Gedankenspiel liegt dem brachialen Body-Horror-Film „The Substance“ zu Grunde: Die 50-jährige Schauspielerin Elisabeth Sparkle (Demi Moore) verliert aufgrund ihres Alters ihren Job als TV-Aerobic-Trainerin und nutzt ein ominöses Serum, um ein zweites Ich (Margaret Qualley) aus sich erwachsen zu lassen. Doch das Experiment hat dramatische körperliche Folgen, die die Regisseurin Coralie Fargeat in grotesken Bildern zeigt.
Während manche in „The Substance“ eine wirkungsvolle Kritik am Jugendwahn der Gesellschaft und dem Druck von Schönheitsidealen sehen, bemängeln andere Fargeats Ansatz als ärgerliche Reproduktion dieser Missstände. Feststeht allerdings, dass kaum ein Film in diesem Jahr eine derartige Aufmerksamkeit erregte. Für alle, die mehr Filme wie „The Substance“ sehen möchten, haben wir eine Liste mit Streaming-Tipps zusammengestellt, die ähnliche Motive aufgreifen, sich durch eine vergleichbare Atmosphäre auszeichnen oder ebenfalls im „Body Horror“-Genre anzusiedeln sind.
1. „Titane“ (2021)
Julia Ducournaus „Titane“ ist ein junger Höhepunkt im Bereich des „Body Horror“ und war der überraschende Sieger bei den 74. Filmfestspielen von Cannes. Der Film erzählt die Geschichte einer Frau (Agathe Rousselle), die nach einer traumatischen Kopfverletzung eine ungewöhnliche Verbindung zu Autos entwickelt und mehrere radikale Transformationen durchlebt. Auch hier wird der weibliche Körper zum Schauplatz extremer Veränderungen – und anders als bei „The Substance“ ist die feministische Lesart keine bloße Option.
2. „Crimes of the Future“ (2022)
David Cronenberg, unbestrittener Meister des Body Horrors, entfaltet in „Crimes of the Future“ eine erschreckende Vision der Zukunft. Viggo Mortensen, Léa Seydoux und Kristen Stewart spielen zentrale Rollen in einer Welt, in der der menschliche Körper zum Experimentierfeld technologischer Entwicklungen wird. Denn mit den neuen Möglichkeiten kommt auch ein neues Müssen: Der Zwang, sich ständig neu zu erfinden und zu optimieren, ist das, worum es eigentlich geht.
3. „Dead Ringers“ (2023, Serie)
Apropos Cronenberg: Die Serienadaption seines Klassikers „Die Unzertrennlichen“ verlagert den Fokus des Filmes auf ein weibliches Zwillingspaar, gespielt von Rachel Weisz, das im Bereich der Gynäkologie agiert und sich ebenfalls an Körpermanipulation versucht. Wie „The Substance“ thematisiert auch „Dead Ringers“ die Implikationen, die mit dem Willen zur absoluten Kontrolle über den menschlichen Körper einhergehen – und fügt dabei eine feministische Perspektive hinzu, die den Umgang der Gesellschaft mit dem Thema „Geburt“ hinterfragt.
4. „Black Swan“ (2010)
Darren Aronofskys „Black Swan“ erzählt von der jungen Ballerina Nina (Natalie Portman), die in ihrem Streben nach Perfektion in den Wahnsinn abdriftet. Der vielfach oscarprämierte Psychothriller handelt ebenso wie „The Substance“ von der Besessenheit mit dem eigenen Körper, dem letztlichen Zerbrechen daran – und damit vom hohen Preis der Selbstoptimierung.
5. „Lux Æterna“ (2019)
Gaspar Noés „Lux Æterna“ ist ein filmisches Experiment, das sich sowohl visuell als auch inhaltlich über den Rahmen des konventionellen Kinos hinausbewegt. Die Handlung dreht sich um zwei Schauspielerinnen, gespielt von Béatrice Dalle und Charlotte Gainsbourg, die während eines chaotischen Filmdrehs mit zunehmend surrealen und psychologischen Spannungen konfrontiert werden. Dalle, die im Film eine Version ihrer selbst spielt, führt Regie bei einem Film über Hexenverbrennungen, doch das eigentliche Geschehen entfaltet sich hinter den Kulissen, wo der Dreh zunehmend aus den Fugen gerät. Die Figuren kämpfen mit der Desintegration ihrer Persönlichkeit und der Kontrolle durch äußere Kräfte – im Fall von Noé sind es der unerbittliche Produktionsapparat und die patriarchalen Strukturen der Filmindustrie.
6. „Sick of Myself“ (2022)
Anderes Genre, ähnliches Thema: Kristoffer Borglis Tragikomödie erzählt von der selbstsüchtigen Signe, die bereit ist, extreme Maßnahmen zu ergreifen, um im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Der Film nutzt, ähnlich wie „The Substance“, den menschlichen Körper als Medium, um gesellschaftliche und psychologische Abgründe rund um das Thema Selbstoptimierung und -inszenierung zu erkunden.
7. „Men“ (2022)
Alex Garlands „Men“ folgt, mit Jessie Buckley in der Hauptrolle, einer jungen Frau in eine abgeschiedene englische Landschaft, wo diese nach dem Tod ihres Mannes versucht, ihre Trauer zu verarbeiten. Die bedrohlichen männlichen Figuren, die sie dort umgeben, reflektieren die gefährlichen Aspekte des Patriarchats, die auch in „The Substance“ thematisiert werden.
8. „Antichrist“ (2009)
In Lars von Triers „Antichrist“ wird die Geschichte eines Ehepaars erzählt, das nach dem tragischen Tod ihres Kindes in eine abgelegene Waldhütte zieht. Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe spielen die namenlosen Protagonisten, die sich in einem destruktiven Kreislauf aus Schuld, Schmerz und psychischer Zerrüttung verfangen. Während der Ehemann versucht, seine Frau durch Konfrontationstherapie zu heilen, verliert sich ihre Beziehung in einer Abwärtsspirale von Gewalt, Wahnsinn und archaischer Naturverbundenheit. Die Erzählung ist durchsetzt von verstörenden Bildern und symbolträchtigen Szenen, die den weiblichen Körper, Sexualität und die zerstörerische Kraft der Natur ins Zentrum rücken.
Filme wie „The Substance“ – und wo man sie streamen kann
Die untenstehende Liste enthält diese und weitere Streaming-Tipps rund um „The Substance“. Außerdem verrät die Übersicht, bei welchen Anbietern sie derzeit im Abo, als Kauf- oder Leihoption verfügbar sind.