Ob gnadenlose Herrscher, exzentrische Zauberinnen oder theatralische Bösewichte: Disney hat ein Händchen dafür, Antagonisten zu erschaffen, die weit über ihre jeweiligen Filme hinaus im popkulturellen Gedächtnis bleiben.
Anlässlich der Realverfilmung von Schneewittchen (mit Rachel Zegler in der titelgebenden Hauptrolle und Gal Gadot als Böse Königin) werfen wir einen Blick auf die besten Schurken, die Disney bislang hervorgebracht hat.
10. Claude Frollo in Der Glöckner von Notre Dame (1996)
Claude Frollo ist der wohl unheimlichste aller Disney-Schurken. Der zentrale Antagonist in Der Glöckner von Notre Dame (1996) ist kein skurriler Bösewicht mit extravaganten Manierismen, sondern ein kalter, gnadenloser Richter, der sich selbst aber als moralische Instanz versteht. Sein Fanatismus lässt ihn glauben, er habe das Recht, Paris von „Sündern“ zu säubern. Doch unter der frommen Fassade brodelt etwas anderes: seine Besessenheit von der schönen Esmeralda.
Auch seine Schurken-Hymne, „Hellfire“, ist furchteinflößend – eine düstere Reflexion über Schuld, Begehren und Selbstverachtung. Gleichsam gehört Frollo zu den wohl realistischsten Disney-Bösewichten aller Zeiten, was ihn nicht gerade weniger unheimlich macht: Er ist ein Mann, dessen Grausamkeit aus religiösem Wahn und unterdrückten Gefühlen erwächst – und der bis zum bitteren Ende davon überzeugt bleibt, im Recht zu sein.
9. Randall Boggs in Die Monster AG (2001)
Man nehme eine violette, schlangenartige Echse mit durchdringenden Augen und gebe ihr eine aalglatte, berechnende Persönlichkeit – und man erhält: Randall Boggs. Er ist der hinterhältige Rivale von Sulley und Mike in Die Monster AG (2001): Während die beiden durch Kinderlachen Energie für die Monsterwelt sammeln, verfolgt Randall einen düstereren Plan: Er will Schreie künstlich erzeugen, indem er Kinder entführt und in eine Angstmaschine steckt.
Sein Design, seine schleichenden Bewegungen und sein süffisanter Sarkasmus machen ihn zu einem der einprägsamen Schurken des Disney-Universum. Randall ist der klassische durchtriebene Strippenzieher, der immer einen Trick auf Lager hat – doch am Ende unterschätzt er die Kraft des Teamworks von Sulley und Mike.
8. Gaston in Die Schöne und das Biest (1991)
Gaston ist das Paradebeispiel toxischer Männlichkeit: eitel, überheblich und überzeugt davon, dass jede Frau ihm zu Füßen liegen muss – besonders Belle. Anders als viele klassische Disney-Bösewichte, ist der Schurke in Die Schöne und das Biest (1991) nicht mit Magie oder einer dunklen Armee ausgestattet, sondern ein Jäger mit einem gefährlich übersteigerten Ego.
Anfangs wirkt er fast wie eine Karikatur eines Casanovas, doch als Belle ihn zurückweist, schlägt seine Arroganz in pure Bosheit um. Er manipuliert die Dorfbewohner, und wird zum Inbegriff von Hass gegen das, was er nicht versteht. Gaston ist nicht nur ein fieser Antagonist – zumindest heute lässt er sich lesen als scharfe Satire auf Männlichkeitsideale, die sich letztlich selbst zerstören.
7. Captain Hook in Peter Pan (1953)
Ein eleganter Pirat mit einer Hakenhand, einer Vorliebe für theatralische Rachepläne und einer panischen Angst vor Krokodilen: Captain Hook ist der vielleicht charmanteste Schurke auf hoher See. In Peter Pan (1953) ist er der erbitterte Feind des Titelhelden – sein Leben von zwei Dingen bestimmt wird: der Jagd auf Peter und der Angst vor dem tickenden Krokodil, das einst seine Hand fraß.
Seine operettenhafte Boshaftigkeit lässt ihn fast wie eine Parodie eines Dandys wirken – Captain Hook gehört damit klar zu den Disney-Schurken, die mit einem gewissen „Queer Coding“ versehen sind. Ursprünglich diente dieses zweifelhafte "Stilmittel" dazu, Antagonisten als "anders" und damit bedrohlich darzustellen – eine problematische Praxis, die Queerness mit Niederträchtigkeit in Verbindung brachte. Doch mittlerweile werden gerade diese Figuren, wie etwa Captain Hook oder Ursula, von der LGBTQ-Community zelebriert und als schillernde Ikonen der Extravaganz und Selbstbestimmung neu interpretiert.
6. Cruella de Vil in 101 Dalmatiner (1961)
Manchmal braucht ein Schurke nicht einmal eine tragische Hintergrundgeschichte oder eine komplexe Motivation – manchmal reicht es, einfach unverhohlen böse zu sein, um in Erinnung zu bleiben: Cruella de Vil ist der Inbegriff hemmungsloser Dekadenz und Skrupellosigkeit. Ihr Ziel in 101 Dalmatiner (1961) ist denkbar simpel: Sie will sich einen Mantel aus dem Fell von Dalmatinerwelpen machen. Mit ihrem skelettartigen Gesicht, der extravaganten schwarz-weißen Frisur und der gellenden Stimme gehört sie zu den eindrucksvollsten Disney-Bösewichten.
2021 bekam sie mit Cruella (mit Emma Stone in der Titelrolle) aber doch noch eine eigene Vorgeschichte – hier wurde sie als talentierte, aber rachsüchtige Modeschöpferin neu interpretiert.
5. Yzma in Ein Königreich für ein Lama (2000)
Elegant, bitter und mit einem Hang zur Theatralik – Yzma ist eine der skurrilsten und zugleich brillantesten Disney-Bösewichte. In Ein Königreich für ein Lama (2000) tritt sie als machthungrige Beraterin von König Kuzco auf, die nichts mehr verabscheut als seine selbstverliebte Arroganz. Ihr Plan? Ihn loszuwerden – doch eine fehlgeschlagene Giftmischung verwandelt ihn stattdessen in ein Lama.
Zusammen mit ihrem nicht allzu hellen, aber liebenswerten Gehilfen Kronk stolpert Yzma von einer Katastrophe in die nächste. Ihr spitzes, skelettartiges Design und ihre bissigen Kommentare machen sie zu einer der wenigen lustigen Disney-Schurkinnen.
4. Ursula in Arielle, die Meerjungfrau (1989)
Kaum ein Disney-Bösewicht hat so viel späte popkulturelle Präsenz wie Ursula erfahren. Inspiriert von der Drag-Queen Divine, ist die Seehexe aus Arielle, die Meerjungfrau (1989) ein weiteres Paradebeispiel für das „Queer Coding“ in Disney-Filmen. Sie ist theatralisch, mit einer Stimme ausgetattet, die jede Szene dominiert – und eine faszinierende Mischung aus bösartiger Matrone und betrügerischer Geschäftsfrau. Sie erfüllt Arielle ihren Wunsch, menschliche Beine zu haben – aber zu einem grausamen Preis.
Ursula ist nicht nur böse, sie genießt es – und das macht sie umso unterhaltsamer. Ihre geschmeidigen Tentakelbewegungen, ihr diabolisches Lächeln und ihre grandiose Schurken-Hymne „Poor Unfortunate Souls“, die an verschlagene Jazz-Nummern aus dem Muscial „Chicago“ erinnert, machen sie zu einer der ikonischsten Disney-Antagonistinnen aller Zeiten.
3. Die Böse Königin in Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937)
Die Böse Königin ist der Urtypus aller Disney-Schurkinnen: eiskalt, grausam und von einem tödlichen Narzissmus besessen. Ihre Eleganz und ihr makelloses Äußeres in Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937) stehen im krassen Gegensatz zu ihrer skrupellosen Bosheit – sie schreckt nicht einmal davor zurück, ihre eigene Stieftochter zu ermorden, nur weil diese (vermeintlich) schöner ist als sie. Unvergessen ist ihre schaurige Verwandlung in eine bucklige Hexe.
2025 kehrt die Böse Königin auf die große Leinwand zurück: In Schneewittchen, dem Live-Action-Remake von Disney, wird sie von Gal Gadot gespielt. Ob sie die gleiche schaurige Präsenz entfaltet wie ihr animiertes Original, bleibt abzuwarten, aber eins ist sicher: Die Böse Königin bleibt eine der prägendsten Schurkinnen der Disney-Geschichte.
2. Malefiz in Dornröschen (1959)
Nur weil sie keine Einladung zur Taufe erhalten hat, verdammt sie ein Baby zum ewigen Schlaf – wenn das kein bösartiger Schachzug ist, der eines Disney-Bösewichts würdig ist! Malefiz aus Dornröschen (1959) ist die Verkörperung reiner Bosheit. Mit ihrem bedrohlichen schwarzen Gewand, den gewundenen Hörnern und der hypnotisierenden Stimme ist sie eine der imposantesten Disney-Schurkinnen aller Zeiten. Ihr größter Trumpf: Sie verwandelt sich in einen gigantischen, feuerspeienden Drachen – ein Höhepunkt der klassischen Disney-Animation.
2014 erhielt sie mit Maleficent – Die dunkle Fee eine Neuinterpretation, in der sie als missverstandene Antiheldin dargestellt wird. Doch in ihrer ursprünglichen Form bleibt sie ein Symbol für dunkle Magie und finstere Rache.
1. Scar in Der König der Löwen (1994)
„Lang lebe der König!“ – Mit diesen Worten begeht Scar einen der schockierendsten Morde der Kinderfilmgeschichte. Er ist der verschlagene, intrigante Bruder von Mufasa in Der König der Löwen (1994), der den Thron des Geweihten Landes für sich beansprucht. Anders als viele andere Disney-Bösewichte setzt er zuerst auf Manipulation, List und Verrat. Mit seidiger Stimme (im Original von Jeremy Irons, in der deutschen Fassung von Thomas Fritsch) und einer schneidenden Intelligenz spinnt er sein Netz aus Verrat. Sein Streben nach Macht führt ihn letztlich ins Verderben, Scar wird zum Opfer seiner eigenen Hybris.
Doch Scar ist eben nicht nur kaltblütig – sein Name ist Programm: Er trägt nicht nur eine Narbe im Gesicht, sondern auch tiefere Verletzung mit sich herum. Von klein auf stand er im Schatten seines Bruders Mufasa und wurde nie als gleichwertig angesehen. Diese Zurückweisung formte ihn früh zum eifersüchtigen Intriganten. Seine Boshaftigkeit entspringt also nicht reiner Gier, sondern einem lebenslangen Gefühl der Ausgrenzung. Diese Hintergrundgeschichte macht ihn zu einem der komplexesten, und damit interessantesten Antagonisten des Disney-Universums.
Mit Mufasa (2024), dem fotorealistisch animierten Prequel zum Originalfilm, revidierte Disney übrigens die in Der König der Löwn anklingende Vorgeschichte von Scar teilweise und rückte seinen Charakter – anders als es Maleficient oder Cruella mit ihren Titelheldinnen taten – in ein düstereres Licht. Scar ist damit womöglich auch der tragischste aller Disney-Schurken.
Die besten Disney-Bösewichte aller Zeiten – und wo man sie sehen kann
Die untenstehende Übersicht enthält alle Filme der besten Disney-Schurken unseres Rankings. Sie zeigt außerdem, bei welchen Streaming-Plattformen sie derzeit im Abo, als Kauf- oder Leihoption verfügbar sind.