Einen Hehl macht er nicht um sie, und wahrscheinlich macht genau das seine Extravaganz so herrlich, so unterhaltsam: Timothée Chalamet hat sich binnen kürzester Zeit einen festen Platz im Rampenlicht Hollywoods erspielt und scheint den Rummel um seine Person in vollen Zügen zu genießen. Seine ausgefallenen Auftritte auf dem Roten Teppich, stets auch ein Spiel mit Geschlechterrollen, zeugen davon.
Der Medienwirbel um den Schauspieler und seine(Selbst-) Stilisierung, wahlweise zum „Emo-Prinzen“ oder zur „Gen Z“-Fashion-Ikone, haben einen Hype geschaffen, der natürlich nicht ohne genervte Gegenreaktionen bleiben kann. Die außerordentliche Aufmerksamkeit, die dem Schauspieler im Augenblick zuteilwird, ist allerdings nicht nur seiner bisweilen flamboyanten Aufmachung geschuldet.
Sie sollte es zumindest nicht: Timothée Chalamet gehört zu den aufregendsten Schauspielern, die das Kino gerade zu bieten hat. Gerade abseits der großen Mainstream-Produktionen, mit denen er zuletzt von sich reden machte, als singender Möchtegern-Schokoladenfabrik-Besitzer in „Wonka“ (Platz 14 in dieser Liste) etwa oder in Denis Villeneuves Weltraum-Epik „Dune“ (Platz 6), der am 29. Februar mit „Dune: Part Two“ fortgesetzt wird.
Am Besten ist er immer dann, wenn sich auch seine Rollen am Rande des allseits Bekannten bewegen. Dass seine Darbietung als erst 17-jähriger Elio, der sich während eines drögen Familienurlaubs in Norditalien in einen sieben Jahre älteren Amerikaner (Armie Hammer) verliebt, seinen Durchbruch bedeutete, kann kaum überraschen. Timothée Chalamet verleiht dem jugendlichen Liebestaumel in „Call Me by Your Name“ (Platz 2) ebenso einnehmende Gravitas wie der Verzweiflung, die auf die enttäuschte erste Verliebtheit folgt.
Blickt man aus heutiger Sicht auf die Engagements, die danach kamen, erweckt es den Eindruck, als würde Timothée Chalamet sich immer wieder ein wenig selbst spielen. Oder ist es die Auswahl der nachfolgenden Rollen, die aktiv zu seinem heutigen Renommee als beigetragen haben? In Greta Gerwigs atmosphärischen Coming-of-Age-Drama spielte er den aufschneiderischen ersten Freund der titelgebenden „Lady Bird“ (Platz 4), die sich rasch wieder von ihm emanzipiert, jedenfalls äußerst überzeugend.
Ähnliches gilt für „The King“ (Platz 5), der zwar angibt, von Stücken William Shakespeares inspiriert zu sein. Timothée Chalamet gibt Heinrich V. allerdings als aufsässigen Hipster-König in Röhrenhosen, der bald einem noch exaltierteren Robert Pattinson als sein französischer Widersacher, Dauphin Louis, gegenübersteht. Historisch korrekt ist David Michôds imposant bebildertes Drama zwar nicht, allerdings versprüht allein diese illustre Besetzung einen überaus unterhaltsamen Charme.
Unter Anleitung von Wes Anderson bewies Timothée Chalamet, dass er durchaus ironisch mit dem Image spielen kann, dass er sich bis zum 2021 erschienenen „The French Dispatch“ (Platz 3) bereits aufgebaut hatte. Darin mimt er den milchbärtigen Anführer der französischen Studentenrevolte Zeffirelli, der die besondere Zuwendung einer älteren Politikjournalistin (Frances McDormand) genießt, mit ungekanntem Witz.
Unerreicht bleibt bisher aber sein überragender zweiter Auftritt in einem Film von Luca Guadagnino, als liebestrunkener Kannibale wider Willen. „Bones and All“ (Platz 1) ist schaurig-schönes Roadmovie und skurrile Horror-Romanze zugleich. Ein wilder Genre-Mix, in dem Timothée Chalamet endlich die gesamte Klaviatur seines schauspielerischen Könnens bedienen kann. Und doch bleibt er, auch hier, ein Stück weit er selbst. Bunte Vokuhila-Mähne und zerschlissene Jeans inklusive. Man darf gespannt sein, welche extravaganten Rollen, bleibt es bei diesem Casting-Trend, noch folgen mögen.
Die besten Filme mit Timothée Chalamet - und wo sie zu sehen sind
Die folgende Liste enthält die besten Filme mit Timothée Chalamet, kuratiert von Arabella Wintermayr. Wir zeigen dir außerdem, wo „Call Me by Your Name”, „The French Dispatch” und Co. aktuell im Stream verfügbar sind.