Vermutlich gilt das, was der Rebellenanführer Morpheus (Lawrence Fishburn) über die Matrix sagt, auch für die Filmreihe, der er entstammt: „Dummerweise kann man niemandem erklären, was die Matrix ist. Du musst sie selbst erleben.“
Wahrscheinlich aber hat jeder die „Matrix“ schon einmal zu Gesicht bekommen, zumindest als popkulturelle Referenz. Das von den Wachowski-Geschwistern erdachte Sci-Fi-Epos definierte als prägender Meilenstein nicht nur die Grenzen des Genres neu, sondern entwickelte auch weit über das Kino hinaus eine tiefgreifende kulturelle Wirkung. Dass die „Matrix“-Reihe eine solche anhaltende Faszination auslöst, hat vermutlich auch mit den mannigfaltigen Lesarten zu tun, die der Grundgedanke des Plots zulässt.
Der 1999 erschiene Auftaktfilm führt in eine dystopische Zukunft ein, in der das Bewusstsein der Menschen unwissentlich in einer simulierten Realität gefangen ist, während ihre Körper von einer künstlichen Intelligenz kontrolliert werden. Neo (Keanu Reeves) wird von den Rebellen als Auserwählter identifiziert, der das Potenzial besitzt, die Illusion der Matrix zu durchbrechen und die Menschheit aus ihrer Unterdrückung durch die Maschinen zu befreien.
Diese Idee einer künstlichen Matrix bietet viele Anknüpfungspunkte für philosophische Fragestellungen („Was ist Wirklichkeit?“) und lädt zum Nachdenken über mögliche Interpretationen ihres metaphorischen Gehalts ein. Nicht immer in einem erfreulichen Sinne: Ausgerechnet Verschwörungstheoretiker versuchen die ikonische „Rote Pille/Blaue Pille“-Szene, in der sich Neo sinnbildlich zwischen schmerzhafter Wahrheit und tröstlicher Illusion entscheiden muss, als Sinnbild für ihre widersinnigen Zwecke zu vereinnahmen.
Dabei bestätigte Lilly Wachowski mittlerweile selbst, dass die „Matrix“-Reihe als eine Transgender-Allegorie angelegt ist.
Was folgte auf den ersten „Matrix“-Film?
Gemeinsam mit Schwester Lana setzte sie die Geschichte mit „Matrix Reloaded“ (2003) fort, in welchem Neo seine Fähigkeiten an der Seite von Morpheus und Trinity (Carrie-Anne Moss) schärft, ehe es in „Matrix Revolutions“ (2003) schließlich zum epischen Kampf zwischen Mensch und Maschine kommt.
Während die beiden Fortsetzungen auch tiefer in die existenziellen Themen der Reihe eintauchen, ergründet der zwischen dem zweiten und dritten Teil veröffentlichte Anthologie-Film „The Animatrix“ die Ursprünge der Matrix. Die neun Kurzfilme, teils computeranimiert, teils als Zeichentrick inszeniert, blicken aus unterschiedlichen Perspektiven auf das Universum des Franchise und werden mitunter von „Reloaded“ und „Revolutions“ aufgegriffen.
Die „Matrix“-Trilogie, ihre Wirkung – und ihre Erweiterung
„Matrix“ hat eine Fülle von Nachahmungen, Hommagen und Parodien nach sich gezogen. Wichtiger noch: Von der Art und Weise, wie Actionsequenzen inszeniert werden, bis hin zu philosophischen Diskussionen über die Natur der Realität, hat die Reihe einen bleibenden Einfluss auf das Kino, Fernsehen, Videospiele und sogar Musikvideos hinterlassen. Die ikonischen visuellen Motive, wie der „Bullet Time“-Effekt und der berühmte grüne Coderegen, sind zu festen Symbolen der Popkultur geworden, die sofort mit der Franchise assoziiert werden.
Obwohl die Erzählung eigentlich als Trilogie angelegt war, wurde sie beinah zwei Dekaden später fortgesetzt. „Matrix Resurrections“ (2021) setzt 60 Jahre später ein: Neo lebt erneut in der Matrix, ist ein erfolgreicher Spieledesigner – scheint allerdings unter „Wahnvorstellungen“ zu leiden. Er hält die Handlung seiner Games, die den ominösen Titel „The Matrix“ tragen für real.
Obwohl der vierte Teil der Reihe weder ein kommerzieller Erfolg war, noch an die Innovationskraft des Originalfilms anschließen konnte, ist eine weitere Fortsetzung bereits bestätigt. Nachdem schon bei „Resurrections“ nur noch Lana Wachowski als Regisseurin und Co-Autorin beteiligt war, soll der fünfte Film nun von Drew Goddard („Bad Times at the El Royale“) geschrieben und inszeniert werden. Die Wachowski-Geschwister werden nur noch als „Executive Producer“ in Erscheinung treten.
Egal, welche Richtung die „Matrix“-Reihe nun einschlägt: Die Bedeutung des Sci-Fi-Klassikers von 1999 bleibt davon unberührt. Durch die Kombination aus ungesehenen visuellen Effekten, fesselnd inszenierten Actionsequenzen, angereichert mit philosophischen Gedankenspielen, wird „Matrix“ zweifellos noch lange Zeit ein fester Bestandteil der Popkultur bleiben.