Nach dem Oscar-Triumph von „Parasite“ meldet sich Bong Joon Ho mit „Mickey 17“ zurück und wagt den nächsten großen erzählerischen Sprung – ins All. Seinem scharfsinnigen Blick auf soziale Ungleichheit und dem bissigen Witz in ihrer Darstellung bleibt der südkoreanische Filmemacher allerdings treu: Vor dem Hintergrund einer ehrgeizigen Raumfahrtmission werden Themen wie Kolonialisierung, Kapitalismus und menschliche Austauschbarkeit verhandelt.
Die Sci-Fi-Komödie folgt Mickey Barnes (Robert Pattinson), der als „Expendable“, als austauschbarer Arbeiter, der Mission dient und nach jedem Tod neu reproduziert wird. Wer nach „Mickey 17“ noch tiefer in existenzielle Science-Fiction eintauchen will, findet in diesen zehn Filmen passende Alternativen.
10. „Okja“ (2017)
Bong Joon Ho bewies mit „Okja“ erneut sein Gespür für Gesellschaftskritik in einem ungewöhnlichen Gewand. Der Film folgt der jungen Mija (Ahn Seo-hyun), die ihren besten Freund retten will: ein genetisch modifiziertes Riesenschwein namens Okja. Doch die skrupellose Mirando Corporation, angeführt von einer exzentrischen CEO (Tilda Swinton), hat andere Pläne. Neben Swinton sind Jake Gyllenhaal, Paul Dano und Steven Yeun für ein exzentrisches Ensemble.
„Okja“ ist nicht nur eine bewegende Geschichte über Freundschaft, sondern auch eine bissige Kritik an der Lebensmittelindustrie und der kapitalistischen Verwertungslogik.
9. „High Life“ (2018)
Claire Denis’ düsterer Sci-Fi-Film „High Life“ begleitet eine Gruppe von Gefangenen, die auf eine einsame Mission ins All geschickt werden. Unter der Kontrolle der rätselhaften Dr. Dibs (Juliette Binoche) werden sie für Reproduktions- und Energieexperimente missbraucht, während Monte (Robert Pattinson) verzweifelt versucht, einen Sinn in seinem Dasein zu finden.
Der Film ist eine existenzielle Meditation über Isolation, Menschlichkeit und die dunklen Abgründe wissenschaftlicher Hybris. Mit seiner dichten Atmosphäre und beklemmenden Bildern kreiert „High Life“ eine ähnlich surreale und gnadenlose Welt wie „Mickey 17“.
8. „Infinity Pool“ (2023)
Brandon Cronenbergs „Infinity Pool“ begleitet den gescheiterten Schriftsteller James (Alexander Skarsgård) in ein luxuriöses Ferienresort, das sich als Abgrund menschlicher Verderbtheit entpuppt. Als er einen Mann tötet, wird er vor eine erschreckende Wahl gestellt: Hinrichtung oder die Erstellung eines Doppelgängers, der an seiner Stelle stirbt. Der Film wirft Fragen nach der Bedeutung von Identität auf – wenn das eigene Leben endlos reproduzierbar ist, was bleibt dann noch von der eigenen Existenz?
Genauso wie „Mickey 17“ thematisiert „Infinity Pool“ die Konsequenzen einer gesellschaftlichen Entwicklung, die das Individuum bis zur absoluten Austauschbarkeit entwertet.
7. „Sorry to Bother You“ (2018)
Boots Rileys „Sorry to Bother You“ beginnt als clevere Sozialsatire und eskaliert in eine groteske Dystopie. Cassius „Cash“ Green (Lakeith Stanfield) lebt in einer heruntergekommenen Garage und braucht dringend Geld. Als er einen Job als Telemarketer annimmt, bleibt er zunächst erfolglos – bis ihm ein Kollege (Danny Glover) rät, seine „weiße Stimme“ zu nutzen. Plötzlich wird er zum Starverkäufer und steigt in den Firmenrängen auf. Doch je höher er kommt, desto dunkler werden die Geheimnisse des Unternehmens, auf die er stößt.
Während Cassius' Freundin Detroit (Tessa Thompson) und seine Kollegen gegen die Ausbeutung kämpfen, muss er entscheiden, ob er seinen Wohlstand aufs Spiel setzt oder für die Wahrheit eintritt. „Sorry to Bother You“ ist ein wilder, surrealer Trip, der Kapitalismus, Rassismus und Konsumgesellschaft mit beißendem Humor und verstörenden Bildern zerlegt.
6. „Gattaca“ (1997)
Andrew Niccols „Gattaca“ entwirft eine Zukunft, in der genetische Optimierung die soziale Hierarchie bestimmt. Vincent Freeman (Ethan Hawke) gehört zu den „Invaliden“ – Menschen, die auf natürliche Weise gezeugt wurden und deshalb als genetisch minderwertig gelten. Sein Traum, Astronaut zu werden, scheint unerreichbar, da nur perfekt designte Menschen Zugang zu Gattaca, der Elite-Weltraumorganisation, haben. Doch mit der DNA des ehemaligen Spitzensportlers Jerome Morrow (Jude Law), der nach einem Unfall gelähmt ist, erschleicht sich Vincent eine falsche Identität.
„Gattaca“ ist eine elegant inszenierte, tiefgründige Reflexion über die Macht des Einzelnen in einem menschenfeindlichen System, das das Individuum strikt auf seine „Nutzbarkeit“ reduziert.
5. „Das fünfte Element“ (1997)
Luc Bessons visuell überbordender Sci-Fi-Klassiker erzählt die Geschichte von Korben Dallas (Bruce Willis), der unverhofft in ein intergalaktisches Abenteuer gerät. Das mysteriöse Wesen Leeloo (Milla Jovovich) ist der Schlüssel zur Rettung der Menschheit, doch als künstlich geschaffene Existenz ringt sie mit ihrer Identität.
Die schrille, humorvolle Inszenierung täuscht nicht darüber hinweg, dass „Das fünfte Element“ auch ernste Fragen über die Natur der Menschlichkeit tangiert. Wie Mickey Barnes ist auch Leeloo ein Wesen, das erschaffen wurde, um einer Mission zu dienen, und das dennoch nach Selbstbestimmung sucht.
4. „Blade Runner“ (1982)
Ridley Scotts Neo-Noir-Meisterwerk dreht sich um Rick Deckard (Harrison Ford), einen Jäger von Replikanten – künstlichen Menschen, die als Arbeitskräfte geschaffen wurden, aber nach Freiheit streben. Roy Batty (Rutger Hauer), einer dieser Replikanten, kämpft für ein längeres Leben und hinterfragt die Grenzen zwischen Mensch und Maschine.
„Blade Runner“ wirft tiefgehende Fragen über Bewusstsein und Identität auf. Genau wie Mickey in „Mickey 17“ sind die Replikanten dazu bestimmt, benutzt und entsorgt zu werden, doch sie widersetzen sich ihrer vorbestimmten Rolle.
3. „Moon“ (2009)
Duncan Jones' „Moon“ist ein Kammerspiel im Science-Fiction-Gewand, das tief in existenzielle Fragen eintaucht. Sam Rockwell spielt Sam Bell, einen Arbeiter auf einer abgelegenen Mondbasis, der kurz vor dem Ende seiner dreijährigen Schicht steht. Seine einzige Gesellschaft ist die künstliche Intelligenz GERTY (gesprochen von Kevin Spacey). Doch als Sam einen Unfall erleidet, macht er eine verstörende Entdeckung: Ein weiterer Mann, der exakt so aussieht wie er, taucht auf. Ist er ein Klon? Wurde sein gesamtes Leben manipuliert?
„Moon“ beeindruckt mit Rockwells nuancierter „One-Man-Show“, einer melancholischen Atmosphäre und Clint Mansells eindringlichem Soundtrack.
2. „Snowpiercer“ (2013)
In Bong Joon Hos „Snowpiercer“ rast der letzte Rest der Menschheit durch eine eisige, unbewohnbare Erde – gefangen in einem gigantischen Zug, der niemals stoppt. Der Film zeigt eine dystopische Gesellschaft, die in streng nach Klasse unterteilt ist: Während die Reichen in den luxuriösen vorderen Waggons leben, vegetieren die Armen in den dunklen hinteren Abteilen dahin. Doch als der unerschütterliche Curtis (Chris Evans) und seine Mitstreiter (u. a. Jamie Bell, Octavia Spencer) eine Rebellion anzetteln, beginnt ein brutaler und gnadenloser Kampf um Gerechtigkeit.
Tilda Swinton brilliert als groteske Ministerin Mason, die mit eiserner Hand über das Klassensystem wacht, während Ed Harris als mysteriöser Zugkonstrukteur Wilford im Hintergrund die Fäden zieht. „Snowpiercer“ kombiniert atemlose Action mit einer tiefgründigen Gesellschaftsanalyse und zeigt einmal mehr Bong Joon Hos Fähigkeit, Genre-Grenzen zu sprengen und politische Themen in spektakuläre Bilder zu gießen.
1. „Wir“ (2019)
Nach seinem gefeierten Debüt „Get Out“ legte Jordan Peele mit „Wir“ einen weiteren sozialkritischen Horrorfilm vor, der die Schattenseiten der amerikanischen Gesellschaft erkundet. Die Geschichte beginnt mit der Familie Wilson, die einen entspannten Urlaub am Santa Cruz Beach verbringen will. Doch als die Nacht hereinbricht, tauchen vier mysteriöse Doppelgänger auf – groteske, verstörende Abbilder der Familie.
Während sich der Terror entfaltet, geraten Adelaide (Lupita Nyong’o), ihr Ehemann Gabe (Winston Duke) und ihre Kinder in einen unerbittlichen Überlebenskampf. Doch das Grauen reicht weit über ihre Familie hinaus: Eine unheimliche Revolution der „Tethered“ – der in den Schatten lebenden Doppelgänger – beginnt. Peele spielt meisterhaft mit Symbolik, politischen Untertönen und subtiler Gesellschaftskritik, während er das Publikum in einen surrealen Albtraum entführt. „Wir“ ist ein vielschichtiger Film, der mit jeder Sichtung neue Interpretationen ermöglicht und lange nachhallt.
10 Filme wie „Mickey 17“ im Streaming-Überblick
Die untenstehende, ständig aktualisierte Übersicht verrät, bei welchen Streaming-Anbietern derzeit alle genannten Filme und im Abo, als Kauf- oder Leihoption verfügbar sind.