Dass Kleidung nicht nur der Schönheit dient, nicht nur praktische Zwecke erfüllen muss, musste Regisseurin Siba Shakib bereits seit frühester Kindheit erfahren. Im Iran geboren und aufgewachsen, war Kleidung immer schon ein Politikum, ein Kontrollmechanismus. In ihrem Film MADE IN ISLAM stellt sie nun junge muslimische Frauen vor, die sich durch ihre selbst kreierte Modest Fashion von den Einschränkungen und Zwängen des religiösen Bedeckens lösen ohne mit der religiösen Tradition selbst zu brechen. Sie begibt sich auf eine filmische Reise hinter den Schleier der Vorurteile und ergründet die Frage wie Mode und der Islam zusammenpassen. Kleidung war und ist in vielen Kulturen und Ländern ein explosives Thema. Allen voran in orientalischen Ländern und in der islamischen Kultur. Wer die Kleidung der Frauen kontrolliert, kontrolliert den Mann und die Gesellschaft. Normen, Moral, Ehre werden aufgehängt daran, wie Mädchen und Frauen sich kleiden. Ein Mann ist nur ein Mann, wenn er die weiblichen Angehörigen seines Hauses vor Übergriffen, ja sogar Blicken fremder Männer schützen kann. Ihre Schönheit, ihre Reize sind sein Eigentum, kein Fremder darf sie sehen.In einer immer globaleren Welt, besonders dort, wo die Mehrheit der Gesellschaft anders tickt, Frauen sich freizügig und körperbetont kleiden und Haut, Haar und ihre Reize zur Schau stellen, wird man als „Bedeckte” schnell zur Außenseiterin abgestempelt. Türkische und arabische, traditionell gekleidete Frauen erkennt man schon von weitem, sie werden verhöhnt, belächelt. Allein wegen ihrer Kleidung haben sie geringere Chancen bei der Ausbildung und in der Berufswelt. Kurz gesagt, eine Frau mit Bedeckung, wird oft als minderwertig, als Mensch zweiter Klasse abgestempelt. Im Gegensatz zum diesem Stereotyp steht der Trend der Modest Fashion, auch Islamische Mode genannt. Die Frauen, die sie machen und tragen, halten sich weitestgehend an die Normen und Gesetze ihrer Religion. Gleichzeitig aber verschönern sie ihre Hijabs, ihre Ganzkörperbedeckung so, dass sie im allgemeinen Straßenbild kaum noch auffallen. Wenn überhaupt fallen sie nur auf, weil ihre Mode interessant und inzwischen auch für manche Nicht-Muslima nachahmenswert ist. Mit diesem Trend ermöglichen es sich selbstbewusste, gläubige muslimische Frauen am öffentlichen Leben Teil zu haben und in der Öffentlichkeit gehört und respektiert zu werden. Schließlich ist Kleidung unsere zweite Haut. Kleidung dient uns zur Bewertung unserer selbst und des anderen. Als Iranerin ist der Regisseurin der Sinn für Mode und erst recht für Religion gründlich abhandengekommen. Für sie persönlich bleibt Bedeckung ein Angriff auf den weiblichen Körper, ist eine Degradierung der Frau. Gleichzeitig aber zeigt sie in ihrem Film: die Frauen, die Modest Fashion machen und tragen, beweisen viel Mut. Sie verändern nicht nur das Bild auf den Straßen, sondern auch ihre eigene Kultur und den Islam.Letztendlich stellt sich die Frage, warum es immer die Frauen sind, die thematisiert werden. Im Westen sind sie angehalten sexy zu sein, damit sie dem Mann gefallen. In der orientalischen und islamischen Kultur bedecken sie ihre Haut und ihr Haar, damit sie vor ihm geschützt sind.Was wir stattdessen tun sollten? Unsere Söhne anders erziehen! Zu emanzipierten Menschen, vor denen Mädchen und Frauen sich weder fürchten, noch sich ihnen anpreisen müssen.